Im Jahr 1999 realisierte das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude das Projekt „The Wall“ im Gasometer Oberhausen. Eine Fässerwand aus 13000 Ölfässern, die dem normalen Nutzungskreislauf entzogen wurden und – nach einer Umlackierung – in diesem temporären Kunstprojekt verwendet wurden. Im Rahmen einer Performance zum „Heiligen Geist“ in der Jugendkirche effata! in Münster kam die Idee auf, ebenfalls mit Ölfässern zu arbeiten.

Entwurf (c) Marius Stelzer 2008/ VG Bild-Kunst

Es ging zum einen darum, Öltonnen, Oildrums, als Klang- und Schlaginstrumente zu nutzen, um auf diese Weise dem Heiligen Geist als klangliches Phänomen auf die Spur zu kommen.

Darüber hinaus sollte die Fülle an Öl mit Ölfässern dargestellt werden. Olivenöl ist in seiner Verwendung als Katechumenenöl und Chrisamöl ein besonderes Heilmittel in der Feier der Sakramente: Taufe, Firmung, Priester- und Bischofsweihen, Glocken- und Altarweihen. Kirchliche Weihehandlungen sind geprägt von der großzügigen Verwendung von heilendem Öl.

Inspiriert von „The Wall“ im Gasometer Oberhausen entwickelte sich die Idee einer Ikonostase aus Ölfässern im Kirchenraum, die diamtetral durch einen Chorraum gezogen, aufgebaut wird.

Eine solche Fässerwand symbolisiert die Fülle an Öl als Heilmittel der Kirche, als Fülle des göttlichen Heils.

Als Ikonostase verhindet sie den Blick auf das Allerheiligste, den Tabernakel. Dabei ist bewusst berücksichtigt, dass es im regelmäßigen Muster kleine Löcher in Form eines Dreiecks gibt. Die Stapelung der Öltonnen ergibt automatisch diese Lücken. Eine massive Wand wirkt dadurch gleichfalls zart und zerbrechlich. Durch die Lücken erlaubt sie einen fragmentarischen Blick auf das Allerheiligste.

Mit Ölfässern der Firma Hilbert in Emsdetten ist zudem möglich, eine weiße Projektionsfläche zu bilden, die – im Sinne einer klassische Ikonostase – als Bilderwand dient. Zeitgeschichte und Heilsgeschichte, Biografien und Ikonografien können mittels Beamer darauf projiziert werden.

Das Konzept ist realisierbar, jedoch noch nicht als solches aufgebaut worden. Es empfiehlt sich, diese Form bzw. Zitation einer Ikonostase in der Passionszeit zu installieren, um auf diese Weise den „Heiligen Ort“ zu verhüllen, um einen neuen Blick auf bekannte Sichtweisen zu provozieren.

Die Ikonostase in der Orthodoxen Tradition

http://www.ikonenzentrum-saweljew.de

Ein  eigenständiger und der vielleicht wichtigste liturgische Baukörper der orthodoxen Kirche ist die Ikonostase (die Bilderwand, Trennwand). Sie trennt den als numinös erlebten Altarraum, der nur für Priester und Diakone zugänglich ist vom Kirchenschiff, dem Kirchenraum mit den Gläubigen. Sie bildet also die Trennlinie zwischen himmlischer und irdischer Welt.Man nimmt zum einen an, dass diese „Scheidewand“ auf den „Vorhang“ des jüdischen  Tempels zurückzuführen ist, der den Altar vom weiteren Tempelraum abschliesst und zum anderen,dass sie sich aus den frühchristlichen Chorschranken (cancelli) entwickelt hat. Sie entspricht dem Lettner in den gotischen Kirchen des Westens.
Die komplizierte Entwicklungsgeschichte  führt über viele Stationen.So wurde diese Trennung, die ursprünglich aus  Vorhängen bestand, allmählich zur festen Wand aus glänzend verarbeiteten hölzernem Rahmenwerk, in das in vier/fünf oder manchmal auch mehreren Reihen die Ikonen eingefasst wurden.
Mit der Endform der orthodoxen Liturgie gewann auch die Ikonostase etwa im 14.Jhd. ihre endgültige Gestalt. Sie blieb in den Balkanländern relativ niedrig. In Russland ragt sie hoch in den Kirchenraum hinein.
Als letzter Hinweis auf die Vorhänge im jüdischen  Tempel befindet sich oben in der Tür meistens noch eine Gardine. Rechts neben der Königstür oder königlichen, heiligen Pforte wird meistens der  Schutzheilige der jeweiligen Kirche dargestellt.
Das wichtigste Stück der Ikonostase, die Deesis (Fürbittengruppe,griech. Bitte, Gebet) oder auch  Tschin genannt (russ. cin = Ordnung) Rangfolge),befindet sich über der Königstür ( mit den Bildern der Verkündigung und den vier Evangelisten).Die  Deesis stellt zumeist den thronenden Pantokrator (Allherrscher) Jesus  Christus und Heiland der Welt in der Mitte dar, links die Gottesmutter Maria  und rechts Johannes der Täufer = Vorläufer, beide in fürbittender Haltung  Jesus Christus zugewandt. Manchmal wird zwischen dieser Gruppe (die auch allein vorkommt = „kleine Deesis“) und der Königstür Tür noch das Abendmahl  dargestellt.
Auf der Seite links und rechts stehen die Erzengel, Apostel, Heilige (Märtyrer, Große Wundertäter, Kirchenlehrer). Der Tschin veranschaulicht die Fürbitten der Kirche für die Sünden der Welt. Die  irdische Gemeinde hat so ständig vor Augen, was in der himmlischen Welt für sie geschieht.Über dem Tschin stehen die zwölf wichtigsten Feiertage der Kirche (11) oft durch weniger wichtige erweitert.Die Feiertage, die in der orthodoxen Kirche als die „Perlen der göttlichen Dogmen“ verstanden werden,  bringen die wesentlichen Stücke orthodoxer Lehre zum Ausdruck. Sie stellen also eine Art gemalten Kathechismus dar. über der Reihe der Feier- oder Festtagsikonen ist die Reihe der alttestamentlichen Propheten (12), die sich in je eigener Gebärde einem Bild der Menschwerdung Gottes zuwenden, nämlich der Muttergottes des Zeichens (Znamenie), die für die Erlösungserwartung der alttestamentlichen Kirche steht. Die oberste Reihe stellt die Vor-,  Stammväter von Adam bis Mose dar (13), zentriert um die Heilige Dreifaltigkeit oder um die Kreuzigung. Die Bilderwand unterhalb des Tschin ist neben der Königstür noch von zwei Türen -links und rechts davon-  durchbrochen. Die in diesem Bereich angebrachten Ikonen folgen keinem so  streng verbindlichen Schema. Sie sind auf den Charakter der Kirche und auf die örtlichen Gegebenheiten und Traditionen abgestimmt.
Dieser Bereich zwischen den Türen wird als „Verehrungsreihe“ zusammengefasst, weil diese  Ikonen den Gläubigen, dem Volk zugänglich und erreichbar sind und so unmittelbarer Gegenstand der Verehrung.